Montag, 8. April 2013

LiteraturPur die 3.: Der Biss in die Petite Madelaine, von schwarzen und weißen Schafen

Mit einem ganz besonders spannenden Programm überzeugt der dritte und letzte Literaturabend der diesjährigen Rauriser Literaturtage.

Selbstbewussten Schrittes betritt Peter Kurzeck als erster der drei vorgesehenen Autoren die Bühne, um aus seinem autobiographischem Großepos „Das alte Jahrhundert“, an welchem er seit den 90er Jahren arbeitet, zu lesen. Mittlerweile Band 6 mit dem Titel „Bis er kommt“ erschienen, formt seine angenehme Stimme poetische Worte, die nicht nur das Publikum im Grimming, sondern auch - mit Hilfe der Videoübertragung - im Platzwirt, in tiefe Erinnerungen proust´schen Ausmaßes schwelgen lassen. Wie erinnern wir uns, was sind Erinnerungen tatsächlich und warum glaubt ein Kind das Lachen der Tiere zu hören? Streifen wir durch die Wälder und blicken den Zügen am Bahnhof nach, so lange, bis sie endgültig mit dem Horizont verschmelzen, doch hüten wir uns davor, ihn zu verpassen, sollten wir die Ferne der Welt bereisen wollen, denn dieser Zeit, sollten es auch nur kurze Minuten sein, werden wir unser Leben lang hinterher hinken.

Den zweiten, auflockernden Teil bestreitet die deutsche Radiojournalistin Marion Brasch, die aus ihrem Familienroman „Ab jetzt ist Ruhe“ liest. Im witzigen, ironischen Ton passt sich ihre Stimme den Figuren an und lässt den eigenwilligen Geist der DDR im österreichischen Bergort aufleben.
Eine Familiensippe, von Beginn an dem Untergang geweiht, Dramatik, Alkohol, Exzesse- die Manns der DDR.
Von Söhnen, die gegen den dominanten Vater rebellieren, der eines nicht verlieren will: das Land, welches er mit aufgebaut hat; die sich in der Bohéme und dem Intellekt der Jugend verstricken und die sterbenden Eltern schon lange verlassen haben.
Von einer kleinen Schwester, die noch versucht das zu retten, was bereits vor ihrer Zeit zerstört wurde. Und vom Rat, dann abzuschließen, wenn endgültig Ruhe einkehren sollte.

„Die wahren Helden sind Sie“, so Michael Köhlmeier beim Betreten der Bühne an das Publikum, „wenn man die Uhrzeit beachtet!“
In seinem Roman „Die Abenteuer des Joel Spazierer“ begleitet Köhlmeier die Figur eines modernen Simplicissimus der ungarischen Nachkriegszeit, ohne Gefühl für Recht und Unrecht, dem gerade dadurch vergeben wird, weil er nicht um Verzeihung bittet. Mit seiner einzigartigen Wortgewandtheit lässt er seinen Figuren den Raum, selbst zu sprechen und zu handeln, sich frei zu entwickeln und ganz nach eigenem Ermessen die Zuckerdose auszulöffeln. Begleiten wir Joel Spazierer durch die Odyssee seines lügenhaften, mörderischen Lebens, empfinden wir Mitleid mit einem Schelm, der keiner sein will, und begeben wir uns auf die Spuren barocker und zeitgenössischer Literatur, die köhlmeieresk eine Brücke dazwischen findet.

Was ein Lächeln hervorruft


(aus dem Gespräch über Kindheit mit Ursula Krechel, Peter Kurzeck und Olga Martynova)

 Es ist und bleibt uns unklar, wie unsere Erinnerungen entstehen und warum wir einige Episoden aus unserem Leben lange im Gedächtnis behalten können, andere aber fast sofort vergessen. Besonders stark sind die Erinnerungen aus der Kindheit:

Peter Kurzeck: „Ich träume jetzt immer noch davon, ich sei dafür zuständig den Tieren das Lachen beizubringen“

„…Und man geht Milch holen und dann gab es eine Kinderbeschäftigung, dass man die Milchkanne ohne Deckel einmal dreht“.

 „Ich hatte Freunde als Kind, die mussten in die Kirche gehen und, damit man dann nach der Kirche was anderes machen kann, bin ich mit in die Kirche gegangen. […]Man musste da knien…ich wusste nie, wann das zu Ende ist, und wann man knien muss“.

„Ich wusste als Kind, ich bin Schriftsteller, ich kannte nicht mal dieses Wort, das hieß „Dichter“. Ich wusste es waren schon welche vor mir, mindestens zwei, Goethe und Schiller“.

Olga Martynova: „Meine Eltern waren tatsächlich viel unterwegs, weil mein Vater Journalist war und Chefredakteur von irgendeiner Zeitung im Kaukasus, oder in Sibirien, oder hinter dem Nordpol, wo ich geboren wurde“.

„Ich bin fast in der Ermitage aufgewachsen, weil dort die Schule war“.

„Ein Kinderautor war beauftragt die Bibel für Kinder nachzuerzählen, aber mit zwei Bedienungen: es dürfen auf keinem Fall die Wörter „Gott“ und „Juden“ vorkommen“.

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Anna Kuzmenko

Wortlandstreicher


Auf den Lyriknachmittag waren wir schon gespannt. Zwar hatten sich unsere Gehirne in den letzten Tagen wie Schwämme mit Literatur vollgesogen und die Ausnahmebereitschaft verringert, dennoch schien ein wenig Lyrik eine willkommene Abwechslung zu den sonstigen Prosavorträgen.

Olga Martynova, die beim Gespräch über die Kindheit bereits ihre deutsche Prosa vorgetragen hatte, las nun ihrer auf Russisch verfassten Gedichte, die danach von Elke Erb auf Deutsch gelesen wurden.
Olga Martynova zwitscherte etwas von Tschwirik und Tschwirka, deren Bedeutung wir trotz deutscher Übersetzung nicht erahnen konnten. Waren sie nun Fabelwesen, oder Vögel, oder ganz etwas anderes. Auf jeden Fall hatten sie  scheinbar etwas mit der Zeit, dem Krieg und generell mit dem Leben zu tun.

So wenig fassbar Martynovas Gedichte schienen, so unfassbarer war die musikalische Untermalung (erneut von Fritz Moßhammer). (An dieser Stelle möchten wir uns jeglichen Kommentaren entziehen.)
Elke Erbs Gedichte gestalteten sich nicht weniger verwirrend, wir waren aber der allgemeinen Meinung, dass es sicherlich einfacher und verständlicher wäre, hätte man ihre Gedichte vor sich auf einem Blatt. In jedem Falle ist Erbs Lyrik für den Leser bestimmt ergiebiger, als für den Zuhörer.

Zuletzt las Ludwig Hartinger, der leider am Tag zu vor in der Schreibwerkstatt seine Rolle als Moderator etwas missinterpretiert hatte.
Hartinger las auf Slowenisch und auf Deutsch aus seiner Gedichtsreihe Kehrwasser.
Seine Gedichte sind leise und schärfen denn Sinn. Wir fühlten uns in seiner metaphernreichen und bildhaften Poesie zuhause und ließen uns für eine Weile auf den Wellen der Worte treiben.

„Als Kind kommen einen die schlechten Zeiten gar nicht so schlecht vor“

Literarische Räume sind eng mit geographischen Räumen verknüpft. Auf ganz unterschiedliche Arten haben die drei Autoren Ursula Krechel, Peter  Kurzeck und Olga Martynova Orte und Erlebnisse ihrer Kindheit in ihren Werken verarbeitet und geben in einem Gespräch mit Brita Steinwendtner Einblicke in ihre Lebens.Wege.

Dichtung ist immer auch verdichtete Wirklichkeit. Das, was einen geprägt hat, findet seinen eigenen, selbstständigen Raum am Papier.

Peter Kurzeck ist dabei jemand, der recht viel Raum benötigt um seinen Gedanken und Kindheitserinnerungen Platz zu schaffen. In 12 Bänden, jeder einzelner davon ähnlich dick, wie ein Brockhausexemplar, berichtet er über sein Leben. Fünf Bücher sind bereits erschienen. Fraglich ist, ob der 1943 geborene Autor noch 7 weitere Bände in diesem Ausmaß so locker aus dem Handgelenk schreibt. Auch wenn ich persönlich die Lebensgeschichte Kurzecks, die das Ausmaß Leo Tolstois Gesamtwerkes zu haben scheint, nicht lesen würde (dafür stehen schon zu viele andere lesenswerte Bücher auf meiner Liste), so wünsche ich dem Schriftsteller doch viel Glück mit seinem Projekt.
Kurzeck schreibt auf sehr anschauliche und flüssige Weise über seine Kindheitserfahrungen nach der Flucht seiner Familie im Krieg in das kleine Dorf Stauffenberg. Er erklärt, wie er oft das Gefühl hatte, die Gedanken der Tiere zu hören, wie sich das Dorf in den Jahren verändert hat, und dass er schon als Kind wusste, dass er ein Schriftsteller ist.
Steinwendtner sprach auch mit der in Trier geborgenen Ursula Krechel, die in ihren Werk zwar über das Kindsein und Großwerden schreibt, ihre eigenen Erinnerungen an ihre Kindheit in der Nachkriegszeit jedoch selten in ihre Texte einfließen lässt.
Olga Martynova sprach ebenfalls vom Aufwachsen in der Fremde. Geboren wurde die Schriftstellerin in Sibirien und das ständige Umziehen mit der Familie prägt sie und ihr Werk.

Alle Autoren haben die Nachkriegszeit am eigenen Leibe erfahren  und mussten sich schon früh mit der Fremde, bzw. dem Fremdsein auseinandersetzen.
Die Erinnerung an die Kindheit ist auch immer eine Abstraktion und Konstruktion der Geschehnisse. Man erinnert sich ein Leben lang an die Dinge die waren und schreibt seine eigene Geschichte immer wieder neu.

Die Erinnerung ist somit auch die subjektive Niederschrift des eigenen Lebensweges.

Sonntag, 7. April 2013

Rauris meets Justin Bieber

Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm (die second mouse sei hier einmal außer Acht gelassen). In Rauris schaut allerdings selbst der verfrühte Vogel ganz schön dumm aus der Wäsche, wenn es darum geht, sich ein Nest zu suchen.
Es ist Freitag, die Zeiger zeigen 16.55 Uhr an. Noch zwanzig Minuten, bevor der Gasthof Grimming seine Pforten öffnet. Noch zwei Stunden und fünf Minuten, bis die Lesungen beginnen. Wer so früh dran ist wie wir, wird bestimmt einen guten Platz im Gasthof ergattern.
Oder?
Während es bei der Eröffnungsfeier zwar etwas eng herging, aber zumindest eine gewisse Ellenbogen- und Atemfreiheit herrschte, fühlt man sich heute weniger an die Rauriser Literaturtage, sondern mehr an ein Justin-Bieber-Konzert erinnert. Statt hyperventilierender Teenies, blockieren die älteren Literaturfans sämtliche Eingänge, Ausgänge und Fluchtwege. Sogar auf der Straße stehen sie so dicht gedrängt, dass alle Autofahrer, die vorbei wollen, im Schritttempo fahren und warten müssen, bis ihnen ein Platz freigemacht wird. Wir werden etwas nervös. Aber wir sind gut positioniert, zwei Studenten an diesem Eingang, zwei am anderen. Wir werden einen guten Platz im Gasthof ergattern.

Doch beim Öffnen der Türen zeigt sich, wie fit die Rentner im rustikalen Rauris tatsächlich noch sind. Vergessen sind Kurzatmigkeit, Bandscheibenvorfälle und andere Wehwehchen. Die Kreativität, die an den Tag gelegt wird, um doch noch an einen Sessel zu gelangen, kennt keine Grenzen. Ellenbogen werden zu Waffen, und man trifft den einen oder anderen Gollum, der seinen Schatz verteidigt. Wer hat eigentlich je behauptet, nach der Pensionierung habe man (genug) Zeit? Aber da, da vorne, da ist noch etwas frei! Diese Plätze holen wir uns.

Doch die Hoffnung ist vergebens. Was da wie eine Oase in der Wüste wirkt, die man nach einem irrwitzigen Lauf über den Treibsand erreicht, erweist sich doch als Fata Morgana. Wie Badetücher auf Strandliegen zerstören weiße Zettel mit der Aufschrift Reserviert jegliche Hoffnung. Da bleiben einem zunächst nur der Rückzug zur Leinwand im Platzwirt und der Griff zur Speisekarte. Und als letzte Möglichkeit bietet es sich noch immer an, die deutsche Literatur gegen die englische einzutauschen – ab ins Shakesbeer.

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Nicole Perner

Samstag, 6. April 2013

LiteraPUR die 2.: Altersschwäche, Sprachartistin, fremde Heimat

Den Anfang des heutigen Lektüreabends macht Walter Kappacher. Er liest aus seinem 2009 erschienen Werk "Der Fliegenpalast" in dem es um das Leben Hugo von Hoffmannsthals geht. Manfred Mittermayer spricht in seiner Moderation darüber, dass nicht jeder Lebenslauf glatt und wie an einer Schnur verlaufe. Er spricht von "gebrochenen Lebensläufen". Kappacher wendet sich in seinem Roman einem Lebensabschnitt Hoffmannsthals zu (im Roman als "H." bezeichnet), über den nur wenig bekannt ist. In dieser kurzen "Biografie", wenn man sie als solche bezeichnen kann, schreibt Kappacher über den alternden, gebrechtlichen H..
Im Text fährt H. nach Bad Fusch, einen kleinen Kurort im salzburgischen Pinzgau, in dem er viel Zeit in seiner Jugend verbracht hat. Kappacher gibt Einblick in einen Phase H.s wo ihn diese Keativität scheinbar verlassen hat. Er erleidet einen Schwächeanfall und verbringt seine Sommerfrische in Bad Fusch im Bett. Der Text ist schwerfällig und wird, wie für Kappacher so typisch, nüchtern und emotionslos geschildert.
Der Autor verlässt nach Beendnigung seiner Lesung sang- ung klanglos die Bühne.

In der Mitte dieses "Lesungssandwiches"- bestehend aus drei Autoren- befindet sich Zsuzsanna Gahse. Die in der Schweiz lebende und in Budapest aufgewachsene Autorin liest aus ihrem Buch das den ungewöhnlichen Titel "Südsudelbuch" trägt. Im Zentrum der Erzählung steht die Reise: "Alles ist in Bewegung". Die Protagonistin reist nach Granada, um Hinweise über ihren verstorbenen Großvater zu bekommen.
Gahse beweist sich als große Sprachartistin. Auf gelungene Art und Weise vergleicht sie in ihrem Text verschiedenste Sprachen und erklärt humorvoll die Auswirkungen verschiedener Aussprachen auf Gemüt und Gesichtsform.

Zuletzt liest Urusla Krechel aus ihrem Werk "Landgericht" (2012). Sie beschreibt die verworrene Geschichte zweier Familien. Die Kinder der jüdischen Familie Kornitzer werden, um den Krieg sicher zu überstehen, nach England zu einer Pflegefamilie gebracht. Krechel behandelt in ihrem Roman auf empathische, jedoch keineswegs kitschige Weise die Problematik eines Exildarseins aus einem komplett neuem Blickwinkel. In "Landgericht" thematisiert die Autorin die Schwierigkeiten, die die Rückkehr eines Exilanten in die ehemalige Heimat mit sich bringt.

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Peter Dammayr


Bildgeschichte


"Das Schreiben ist nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein Handwerk"
Mit diesen Worten stellte Ludwig Hartinger die Rauriser Schreibwerkstatt vor.

Eine Gruppe von Raurisern/Innen hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Bild und Wort zusammenzubringen. Zu ausgewählten Schwarzweiß-Fotografien von Kurt Kaindl wurden Kurzgeschichten verfasst. Die Fotografien sind unter dem Titel "Aus Rauris 1982-83" im Voglmaierhaus ausgestellt und zeigen auf ausdrucksstarke Weise Personen und Landschaften aus Rauris.
"Das Bild ist die Kindheit des Wortes, denn ein Kind zeigt zuerst auf ein Bild und dann erfährt es das Wort dafür." erklärt Hartinger mit seinen poetischen Worten und übergibt den Raurisern/Innen das Wort.
Die Texte waren teils ambitioniert, teils überladen und zu wenig durchdacht. Man wusste das Engagement Rauriser Hausfrauen zu würdigen, wurde von mancher Geschichte angenehm überrascht und hatte doch Gefallen daran, dass so viele Menschen sich gerne mit Literatur beschäftigen, bzw. versuchen diese zu schaffen.
Weniger wohlwollend wurde die teils ungerechtfertigte Kritik seitens der Moderation aufgenommen. Hartinger schweifte häufig zwischen den Texten der Rauriser/Innen ab und vermittelte den Eindruck seine Rolle als Moderator missverstanden zu haben.

Freitag, 5. April 2013

Autoren.Wege

Durch die krankheitsbedingte Abwesenheit des Schweizer Autors Jürg Amann, der eigentlich im direkten Gespräch mit den Wiener Studierenden hätte stehen sollen, befand sich die Arbeitsgruppe der Universität Wien heute vor einer besonderen Herausforderung.
In spontaner Planung organisierten sie gestern und heute Vormittag ein Gespräch mit Dr. Manfred Mittermayer über biographisches Schreiben im Generellen und im Speziellen auf Amanns Werk.
In verworrenen Hölderlin- Versen als Einleitung nahmen sie nicht nur Bezug auf Amanns „Wohin denn wir“, sondern stimmten das Publikum auch in Gespräche über Lebenswege, Autobiographie, Fremdbiographie, Fiktion und Realität ein.
Der literaturversierte, belesene Herr Dr. Mittermayer erzählte mit bewundernder Leichtigkeit und Natürlichkeit von seinem Spezialgebiet der Biographieforschung und beeindruckte das gesamte Publikum mit Fakten und Tatsachen, die direkt aus der Literatur in das Leben gegriffen schienen und verwies augenblicklich auf die Krankheit der Germanisten, die Persönlichkeit des Autors in dessen Werk fassen zu wollen. Mit der Vorstellung zweier weiterer Werke Amanns u.a. „Der Kommandant. Monolog“ und einer hitzigen literaturwissenschaftlichen Diskussion darüber, zog sich das Programm eine halbe Stunde über die vorgesehene Zeit hinaus und riss das Publikum in die fernen Welten der Kafkas, Walsers, Hölderlins und Hegels.

Lesetipp


Aus dem Gespräch mit Marion Brasch

 „Mit welchen Worten haben Sie Ihre Tochter ins Bett geschickt?“-  fragte eine der Studentinnen der Universität Klagenfurt.- “Mach die Tür zu!“- antwortete die Schriftsetzerin und lachte.

 „Ab jetzt ist Ruhe“ der Titel des Romans von Marion Brasch, kommt als Zitat der Mutter vor, die ihre Kinder ins Bett bringt. In der Familie der Marion Barsch herrschte ein Einschlafritual -  die Mutter kam ins Kinderzimmer und die Kinder mussten wechselweise diesen Spruch nachsprechen „Ab jetzt ist Ruhe“ und dies auf Englisch und Französisch, denn die Mutter verlangte es.

Im ihrem Roman erzählt Frau Brasch von Leben ihrer fabelhaften Familie in dem Land, das es nicht mehr gibt (DDR), von ihrem Lebensweg und von ihren Brüdern, die sie bewundert hat, denn sie waren alle künstlerisch sehr begabt und wussten was sie wollten. „Und ich…wusste nicht immer was ich wollte, ich habe mich immer eher treiben lassen“ – sagte Marion Brasch.

Alle Figuren im Roman haben ihre echten Namen und das macht ihn sehr biographisch. „Ich wollte den Figuren keine anderen Namen geben, denn es wäre mir dann fremd gewesen“.

Ob sich Marion Brasch als Künstlerin fühlt nachdem sie ihr Buch zu Ende gebracht hat?
Nein. Sie fühlt sich noch weit entfernt davon, sich eine Künstlerin zu nennen. Weder Künstlerin noch Schriftstellerin, sondern Schriftsetzerin hat sich Marion Brasch sehr bescheiden genannt.

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Anna Kuzmenko

„Ich würde auch nicht sagen, ich bin Schriftstellerin“

Mit einer besonders kreativen Inszenierung des Gesprächs mit Marion Brasch überraschte heute die Arbeitsgruppe der Universität Klagenfurt. Inspiriert durch die journalistische Arbeit ihrer Interviewpartnerin gestalteten sie das Gespräch nach deren Sendung „Radio eins mit Marion Brasch“. So konnte Brasch nach einer kurzen Einführungsphase Nummern zwischen 1 und 71 wählen, die jeweils für eine Frage standen, die dann wahrheitsgemäß beantwortet werden sollten. So sprach sie über saftige und faule Früchte der DDR, den blühenden Garten Berlins, ihre Familiengeschichte, die sie in ihrem Roman „Ab jetzt ist Ruhe“ thematisiert und für die Generation ihrer Tochter geschrieben hat. Mit dem Aufruf zur Nummer 47, lächelndes Aufatmen der Studierenden, fielen sie sogleich in einstimmigen Gesang, um die Stimmung aufzulockern.

Mit einem abschließenden Wortrap wurde das Gespräch mit der der sympathischen Deutschen mit österreichischen Wurzeln lachend beendet.
 

Lesepause

 
ein literarischer Genuss

LiteraPUR die 1.: Judenflucht, Arbeitslose und Philosophen-Pop

Am späten Nachmittag bezwangen wir die Rauriser Berge und machten uns mit der Gondel auf den Weg zur Heimalm. Zum ersten Mal seit unserer Ankunft in Rauris hatten wir das Gefühl, einmal recht früh dran zu sein, wurden jedoch schnell eines Besseren belehrt, da wir in der Almhütte bereits von einer Masse  literaturinteressierter und gut frisierter Menschen erwartet wurden. Ähnlich wie Ölsardinen quetschten wir uns zwischen die Bänke und Rotwein drängte sich uns als der einzig plausible Stimmungsheber auf.

Ganz untypisch die akademische Viertelstunde ignorierend, startete Dr. Manfred Mittermayer mit dem Programm.
Als ersten Programmpunkt betrat Christoph W. Bauer die Bühne.
Nach einführenden Worten und der Vorstellung des Wahlinnsbruckers startete dieser mit der Lesung aus seinem neuen Roman „Die zweit Fremde“. Ganz im Zeichen der Lebenswege erzählt Bauer über sein Projekt mit anderen Künstlern. Zusammen haben sie diverse Interviews mit Juden geführt, die 1938 von Innsbruck nach England flohen. Dabei, so verweist Bauer, handle es sich nicht um eine Reise in die Vergangenheit, sondern vielmehr in die Gegenwart. Tirol war für diese Personen die zweite Fremde geworden. Es stellt sich die Frage was Heimat wirklich bedeutet. Ist sie ein Geruch, ein Punkt auf der Landkarte oder das, was wir nur erkennen, wenn wir es bereits verloren haben?

Zur Überbrückung der Pause wurde uns eine recht individuelle Musikinterpretation dargeboten. Diese erinnerte an eine australisch-orientalisch postmoderne Volksjodlerei und wurde mit gemischten Gefühlen aufgenommen.
„Wos hot denn dea eigworfn?“ wurde mir ins Ohr getuschelt und ich konnte ein schelmisches Grinsen in mein Weinglas hinein nicht unterdrücken. Doch vielleicht war diese Darbietung einfach zu avantgardistisch für uns.
Freudig wurde jedoch die Jause und das Gläschen Rotwein aufgenommen, dass den Literaturliebhabern, vom Almwirt spendiert wurde.

Als nächster Punkt stand Anna Weidenholzer am Programm.
Die ambitionierte, 29-Jahre junge Autorin las aus ihren Roman „Der Winter tut den Fischen gut“.
Im Text schildert sie das Leben von Maria Beerenberger, einer Langzeitarbeitslosen und wie diese immer mehr in der Isolation versinkt und keinen Anschluss an die Gesellschaft mehr findet.
Die Innovation des Buches liegt darin, dass Weidenholzer mit dem 54. Kapitel, sprich mit der bereits seit 2 Jahren arbeitslosen und völlig frustrierten Protagonistin beginnt. Man liest den Roman von hinten nach vorne, sprich das letzte Kapitel ist gleichzeitig das erste, welches Maria noch als fröhliche und integrierte Frau zeigt.
Die Autorin beweist sprachliches und psychologisches Feingefühl und weiß mit Worten  umzugehen. Ihre Sätze sind einfühlsam und lebensnah, wirken federleicht und in der Tiefe ihrer Bedeutung doch ganz schwer.
Die Lektüre dieses Buches kann man nur weiterempfehlen. Weidenholzer zeigt sich als ganz große Artistin der stillen, empathischen Töne.

Nach erneuter musikalischer Beglückung kam man zum letzten Programmpunkt dieser Powerlesung.

Jürg Amann konnte aus gesundheitlichen Gründen leider an dieser Lesung nicht teilnehmen, dennoch ermöglichten Ines Schütz und Günther Stocker (Leiter der Arbeitsgruppe Uni Wien)einen Einblick in dessen Roman „Wohin denn wir“.
Jürg Amann vereint in seinem Werk auf überaus künstlerische und durchdachte Weise Lebenswege, die sich durch zwei Epochen trennen. Er beschreibt das Leben Hölderlins, Schellings und Hegels als Studenten und das dreier junger Studenten, die 1969 aus der Provinz nach Berlin ziehen.
Realität und Fiktion die aufeinander treffen und Idealismus der alles eint.
Persönlich war dieser Text eine literarische Offenbarung und auch, wenn die Konzentration der Meisten bereits unter den tropischen Temperaturen im Raum litt, so gilt es dennoch Amann als großen Literaten zu würdigen und seine Texte weiter zu empfehlen.

Tatort: Attentat Literatur

 
Heimalm, Rauris

Hell über die Hölle

Schaurig schön gestaltete sich die Atmosphäre, in der Bodo Hell, der vor 43 Jahren der erste Rauriser Literaturpreisträger gewesen war, zur Rauriser Mitternacht las.
Hell gab diverse Nachrufe und poetische Reime in der Michaelskapelle zum Besten und führte gekonnt durch die Nacht.

"erbarmet euch meiner / wenigstens ihr /
meine Freunde
unten ist viel Platz
doch zugleich herrscht seit langem / sowohl unter
dem Wasen als auch hinter dem Rücken der
Überlebenden / in jüngster und fernerer
Vergangenheit großes Gedränge / wobei in der
real verfälschten Erinnerung / auch für schiere
flash-backs / nur ein unziemlich knapp bemessener
VorstellungsRaum zur Verfügung steht"

Aus dem Knäuel das Reh

Der Rauriser Förderungspreis wurde dieses Jahr an Renate Silberer vergeben, die in ihrem Text „Linie Linkshand sucht das Reh“ auf äußerst kreative und komplexe Weise versucht, die ineinander verknoteten Fäden einer Familiengeschichte zu entwirren. Der Text gestaltet sich als fragmentarisch und abstrakt. Es ist schwierig sich zwischen den Zeilen zu Recht zu finden, nicht zu Letzt durch die äußerst verworrene Metatextualität.

Wir empfehlen den Text in der April-Ausgabe der Literaturzeitschrift „Salz“ zu lesen, um einen besseren Einblick in Silberers Werk zu erhalten.
Anbei zur Einstimmung nur ein paar kurze Zeilen aus ihrem Text:

„ Ich habe keine Erinnerung.
Das Haus ist mir fern.
Ich komme her hänge Bilder an die Wand versuche.
Das Haus kennenzulernen die Gegenstände.
Das Bleibende.
Ist es der Blick beim Öffnen der Tür ist es die
Bewegung das Ausschneiden Zusammenfügen
Kleben.“

Rauriser Idylle




Donnerstag, 4. April 2013

Gabis Bauernweisheiten

Ein neues literarisches Rechercheverfahren hat sich als ergiebig erwiesen: Lesen ist gut, Blättern ist besser (und vor allem viel zeitsparender).
So haben sich bereits beim halbstündigen Durchblättern von Matthias Senkels Debütroman „Frühe Vögel“  folgenschwere Schlussfolgerungen ergeben.
Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm, ob sich diese Binsenweisheit jedoch auch auf die Luft- und Raumfahrtstechnik ausweiten lässt, ist fraglich. So folgt man doch besser erstmals dem Motto „the secound mouse gets the cheese“ und wartet als Schriftsteller geduldig darauf, bis der Rest der Autorenschaft gelobt wurde, um dann doch noch als der wichtigste Preisträger genannt zu werden.

Neuerdings ist man sich in Rauris auch darüber im Klaren, dass Iphone und Ipad bereits früh ins Gendergeschäft eingestiegen sind und ihr „i“ gnädiger Weise dem genderbewussten Germanisten zur Verfügung stellen.
Die Individualität bewahrt sich in diesem Falle nur der Apple-Produkt-Besitzer, der mit den neuesten Apps jederzeit die aktuellsten News aus dem Bereich des Literaturbetriebs downloaden kann und somit immer up-to-date für allerorts passende Reden ausgerüstet ist.
Welchen Glauben man dabei dem  WorldWideWeb schenken will und wie tief die Recherche gehen soll, sei jedem Redner jedoch selbst überlassen.
Kommt es beim Schreiben der Rede doch zu unerwartet langen Sitzungen, so sind wir gerne zu beratenden Gesprächen bereit, um weitere Malheurs dieser Art zu vermeiden.
Bekanntlich ist Sprechen Silber und Schweigen Gold.
Für alle weiteren ambitionierten Redner darum der Rat zukünftig das Iphone mal wegzustecken und wieder saubere Literaturrecherche zu betreiben. Denn dann können auch die Autoren wieder aufatmen und getrost doppeldeutige Titel ihren Romanen voran stellen.
Auf diesem Wege wünschen wir dem Autor viel Glück für Preise, die er bereits kassiert hat und raten ihm, sich keinen Bären aufbinden zu lassen.

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Susanne Rettenwander & Stefanie Pirker

„Bei mir hat nichts eine tiefere Bedeutung“


Die StudentInnen der Universität Innsbruck stellte ganz gezielt Fragen an Walter Kappacher zu seinem 2009 erschienenen Werk „Der Fliegenpalast“.

Zum Amüsement der gesamten Zuhörerschaft, erlaubte Kappacher einen prägnanten und nüchternen Einblick in sein Leben und Schaffen als Autor. Das Frage-Antwort-Spiel wurde zum Schlagabtausch zwischen organisiert ausgearbeiteten Fragen der Studenten und knappen und emotionslosen Antworten des Schriftstellers.
Es wurden Fragen an den Autor gestellt, die dieser lieber an die Veranstalter der Rauriser Literaturtage weitergegeben hätte.
Kappacher ließ klar durchblicken, dass er sich als Gegenwartsautor keiner Aufgabe bewusst sei und er in seinem Schreibprozess entgegen der studentischen Meinung keineswegs an seine Leserschaft denke.
Walter Kappacher gab zu, dass seine Teilnahme an diesem Gespräch lediglich ein Versuch seinerseits ist, ein freundlicher Mensch zu sein. Weiters merkte er an, dass er nicht verstehe, warum die Germanisten und Literaturwissenschaftler immer so viel zu interpretieren versuchen und in jedem Satz eine Anspielung an literarische Vorbilder und Traditionen sehen. Mit seiner Bemerkung „bei mir hat nichts eine tiefere Bedeutung“, brachte er seine Meinung auf den Punkt und hinterließ auf den Gesichtern des Publikums ein amüsiertes Schmunzeln.

Verunsichertes Schweigen unter den Studenten rundete das Gespräch ab.


(Quelle: www.austria-forum.org)

Vom Schreiben und Fliegen

Sympathisch und vom morgendlichen Schwimmen erfrischt, erwartete uns der Star der heurigen Rauriser Literaturtage zu einem Gespräch über sein Romandebut „Frühe Vögel“. Mit einem guten aufgeregten Gefühl, mit vielen Fragen im Kopf ausgestattet blickten wir erwartungsvoll in das  Gespräch, welches nun folgen sollte. Nach kurzen einführenden Worten und Erklärungen zum Roman von Frau Professor Christa Gürtler, durften wir dem Autor unsere Fragen stellen.

Diese bezogen sich zuerst auf die Form und Struktur des Romans. Verblüfft stellten wir fest, dass Senkel keineswegs chronologisch an sein Werk herangegangen war, wie wir es zunächst vermutet hatten. Er nahm uns unsere Frage bereits vorweg, ob die versteckten Miniaturen im ersten Kapitel bewusst gesetzt wurden, um dem chronologischen Leser Lücken zu lassen.

Für ihn ist das Vorhandensein von Leerstellen ein  bewusstes Spiel der Möglichkeitsbildung und die Grundlage für das Wechselspiel von Fiktion und Realität. Um auch den Randfiguren einer Geschichte, die doch zentral für den Handlungsablauf sind, ein gebührendes Denkmal zu setzen, widmet er ihnen in der Exit Personnage Platz für deren würdiges Ableben - ein Verfahren, welches ihm besonders am Herzen lag. Senkel zeigt dabei auf, dass eine Identität immer mit den Lebenswegen vieler Personen verknüpft ist.

Im weiteren Verlauf des Gespräches erklärte uns der Autor, dass Geschichtsschreibung seiner Meinung nach immer ein subjektiver Prozess sei. Aus diesem Grund spricht er dem weiblichen Geschlecht in Frühe Vögel, im Bezug auf die Luft- und Raumfahrtstechnik, eine große Rolle zu.
Frauen stehen in vielen Bereichen des Lebens im Schatten der Männer  und deren Identitäten werden von einer subjektiv männlichen Geschichtsschreibung vernachlässigt. Um dem entgegen zu wirken, lässt Senkel Frauen zu den eigentlichen Heldinnen seiner Geschichte werden, auch wenn das nicht unbedingt den realen Tatsachen entspricht. Um dies zu stützen, berichtete er von einer Studie, die bestätigt, dass Frauen besser als Männer für die Raumfahrt geeignet wären - eine Erkenntnis, die in der patriarchalischen Gesellschaft nicht unbedingt erfreulich aufgenommen und umworben wurde.
Auf unsere letzte Frage, wie er sich als frisch gebackener Literaturpreisträger denn nun fühle, antwortete Matthias Senkel mit einem herzlichen Lächeln.

 
Autor vs. Studenten
 
 

Verschwörungstheorie Nr. 7683: „Die wahre Identität Shakespeares“


Er glaube nicht, dass die heutige Welt sich noch im Roman fassen lasse - weder durch Artistik der Form noch durch Umfang. Folglich werde er die Welt im Reagenzglas der Lyrik eindampfen, bis sie in die sprichwörtliche Nussschale passe.
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Zitat: Matthias Senkel aus "Frühe Vögel" (Seite 44)

Lebens.wege

Viele Wege gehen wir im Kopf - häufig folgen wir diesen Pfaden in Büchern.

Die 43. Rauriser Literaturtage stehen ganz unter dem Motto, wie Identität die Literatur trägt und wie die Literatur mit diesem Thema umgeht.
Eine Geschichte zu schreiben ist einfach, die eigene Geschichte zu schreiben umso schwerer.

Wer sind wir? Welche Wege sind es wert, dass wir ihnen ein Leben lang folgen?
Zuflucht und Ausweg zugleich scheint die Literatur im Sinne der Identitätsfrage geworden zu sein. Das 21. Jhd. stellt uns mit all seiner Kurzlebigkeit und Hektik immer wieder vor die Frage, was Identität, Individualität und damit verbunden die eigene Geschichtsschreibung wirklich bedeuten und wie wir diese erlangen.

Prägende Wege des Lebens sind nicht in der Strukturiertheit und Linearität des Alltags zu finden, sondern verstecken sich viel mehr im Wirrwarr der Gedanken; im Wirrwarr des Wortes (auch im Wirrwarr des geschriebenen Wortes).

Chronologie hat uns selten weitergebracht und gerade deshalb trifft Matthias Senkel, der diesjährige Träger des Rauriser Literaturpreises, mit seinem in sich vernetzten und verworrenen Debütalbum „Frühe Vögel“ das Thema „Lebens.wege“ so gut.

Welche Wege die Literatur heute geht und wo sie uns vielleicht noch hinführen wird, dieser Frage versuchen wir während unseres Aufenthaltes in Rauris auf den Grund zu gehen.

Als überschaubare Gruppe von 11 Salzburger Germanistikstudenten freuen wir uns auf 4 spannende Tage voller literarischer Imputs und anregender Diskussionen mit  ambitionierten, zeitgenössischen Schriftstellern, die  2013 Rauris die Ehre erweisen und einen ganz intimen Blick in ihr Werk und ihr Schaffen erlauben.
Dieser Blog soll dabei eine Plattform sein und Gedanken, Fakten und Erfahrungen gleichermaßen präsentieren.
Identitäten sollen miteinander vernetzt und Wege durch die Tage in Rauris hindurch gezeichnet werden.

 In diesem Sinne wünsche ich in meinem und im Namen meiner Studienkollegen viel Spaß beim Lesen und Entdecken unseres Blogs…

 Denn der Weg ist das Ziel.

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Stefanie Pirker