Diese bezogen sich zuerst auf die Form und Struktur des
Romans. Verblüfft stellten wir fest, dass Senkel keineswegs chronologisch an
sein Werk herangegangen war, wie wir es zunächst vermutet hatten. Er nahm uns
unsere Frage bereits vorweg, ob die versteckten Miniaturen im ersten Kapitel
bewusst gesetzt wurden, um dem chronologischen Leser Lücken zu lassen.
Für ihn ist das Vorhandensein von Leerstellen ein bewusstes Spiel der Möglichkeitsbildung und
die Grundlage für das Wechselspiel von Fiktion und Realität. Um auch den
Randfiguren einer Geschichte, die doch zentral für den Handlungsablauf sind,
ein gebührendes Denkmal zu setzen, widmet er ihnen in der Exit Personnage Platz
für deren würdiges Ableben - ein Verfahren, welches ihm besonders am Herzen
lag. Senkel zeigt dabei auf, dass eine Identität immer mit den Lebenswegen
vieler Personen verknüpft ist.
Im weiteren Verlauf des Gespräches erklärte uns der
Autor, dass Geschichtsschreibung seiner Meinung nach immer ein subjektiver
Prozess sei. Aus diesem Grund spricht er dem weiblichen Geschlecht in Frühe
Vögel, im Bezug auf die Luft- und Raumfahrtstechnik, eine große Rolle zu.
Frauen stehen in vielen Bereichen des Lebens im Schatten
der Männer und deren Identitäten werden
von einer subjektiv männlichen Geschichtsschreibung vernachlässigt. Um dem
entgegen zu wirken, lässt Senkel Frauen zu den eigentlichen Heldinnen seiner
Geschichte werden, auch wenn das nicht unbedingt den realen Tatsachen
entspricht. Um dies zu stützen, berichtete er von einer Studie, die bestätigt,
dass Frauen besser als Männer für die Raumfahrt geeignet wären - eine
Erkenntnis, die in der patriarchalischen Gesellschaft nicht unbedingt
erfreulich aufgenommen und umworben wurde. Auf unsere letzte Frage, wie er sich als frisch gebackener Literaturpreisträger denn nun fühle, antwortete Matthias Senkel mit einem herzlichen Lächeln.
Autor vs. Studenten
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