Donnerstag, 4. April 2013

Vom Schreiben und Fliegen

Sympathisch und vom morgendlichen Schwimmen erfrischt, erwartete uns der Star der heurigen Rauriser Literaturtage zu einem Gespräch über sein Romandebut „Frühe Vögel“. Mit einem guten aufgeregten Gefühl, mit vielen Fragen im Kopf ausgestattet blickten wir erwartungsvoll in das  Gespräch, welches nun folgen sollte. Nach kurzen einführenden Worten und Erklärungen zum Roman von Frau Professor Christa Gürtler, durften wir dem Autor unsere Fragen stellen.

Diese bezogen sich zuerst auf die Form und Struktur des Romans. Verblüfft stellten wir fest, dass Senkel keineswegs chronologisch an sein Werk herangegangen war, wie wir es zunächst vermutet hatten. Er nahm uns unsere Frage bereits vorweg, ob die versteckten Miniaturen im ersten Kapitel bewusst gesetzt wurden, um dem chronologischen Leser Lücken zu lassen.

Für ihn ist das Vorhandensein von Leerstellen ein  bewusstes Spiel der Möglichkeitsbildung und die Grundlage für das Wechselspiel von Fiktion und Realität. Um auch den Randfiguren einer Geschichte, die doch zentral für den Handlungsablauf sind, ein gebührendes Denkmal zu setzen, widmet er ihnen in der Exit Personnage Platz für deren würdiges Ableben - ein Verfahren, welches ihm besonders am Herzen lag. Senkel zeigt dabei auf, dass eine Identität immer mit den Lebenswegen vieler Personen verknüpft ist.

Im weiteren Verlauf des Gespräches erklärte uns der Autor, dass Geschichtsschreibung seiner Meinung nach immer ein subjektiver Prozess sei. Aus diesem Grund spricht er dem weiblichen Geschlecht in Frühe Vögel, im Bezug auf die Luft- und Raumfahrtstechnik, eine große Rolle zu.
Frauen stehen in vielen Bereichen des Lebens im Schatten der Männer  und deren Identitäten werden von einer subjektiv männlichen Geschichtsschreibung vernachlässigt. Um dem entgegen zu wirken, lässt Senkel Frauen zu den eigentlichen Heldinnen seiner Geschichte werden, auch wenn das nicht unbedingt den realen Tatsachen entspricht. Um dies zu stützen, berichtete er von einer Studie, die bestätigt, dass Frauen besser als Männer für die Raumfahrt geeignet wären - eine Erkenntnis, die in der patriarchalischen Gesellschaft nicht unbedingt erfreulich aufgenommen und umworben wurde.
Auf unsere letzte Frage, wie er sich als frisch gebackener Literaturpreisträger denn nun fühle, antwortete Matthias Senkel mit einem herzlichen Lächeln.

 
Autor vs. Studenten
 
 

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