Montag, 8. April 2013

„Als Kind kommen einen die schlechten Zeiten gar nicht so schlecht vor“

Literarische Räume sind eng mit geographischen Räumen verknüpft. Auf ganz unterschiedliche Arten haben die drei Autoren Ursula Krechel, Peter  Kurzeck und Olga Martynova Orte und Erlebnisse ihrer Kindheit in ihren Werken verarbeitet und geben in einem Gespräch mit Brita Steinwendtner Einblicke in ihre Lebens.Wege.

Dichtung ist immer auch verdichtete Wirklichkeit. Das, was einen geprägt hat, findet seinen eigenen, selbstständigen Raum am Papier.

Peter Kurzeck ist dabei jemand, der recht viel Raum benötigt um seinen Gedanken und Kindheitserinnerungen Platz zu schaffen. In 12 Bänden, jeder einzelner davon ähnlich dick, wie ein Brockhausexemplar, berichtet er über sein Leben. Fünf Bücher sind bereits erschienen. Fraglich ist, ob der 1943 geborene Autor noch 7 weitere Bände in diesem Ausmaß so locker aus dem Handgelenk schreibt. Auch wenn ich persönlich die Lebensgeschichte Kurzecks, die das Ausmaß Leo Tolstois Gesamtwerkes zu haben scheint, nicht lesen würde (dafür stehen schon zu viele andere lesenswerte Bücher auf meiner Liste), so wünsche ich dem Schriftsteller doch viel Glück mit seinem Projekt.
Kurzeck schreibt auf sehr anschauliche und flüssige Weise über seine Kindheitserfahrungen nach der Flucht seiner Familie im Krieg in das kleine Dorf Stauffenberg. Er erklärt, wie er oft das Gefühl hatte, die Gedanken der Tiere zu hören, wie sich das Dorf in den Jahren verändert hat, und dass er schon als Kind wusste, dass er ein Schriftsteller ist.
Steinwendtner sprach auch mit der in Trier geborgenen Ursula Krechel, die in ihren Werk zwar über das Kindsein und Großwerden schreibt, ihre eigenen Erinnerungen an ihre Kindheit in der Nachkriegszeit jedoch selten in ihre Texte einfließen lässt.
Olga Martynova sprach ebenfalls vom Aufwachsen in der Fremde. Geboren wurde die Schriftstellerin in Sibirien und das ständige Umziehen mit der Familie prägt sie und ihr Werk.

Alle Autoren haben die Nachkriegszeit am eigenen Leibe erfahren  und mussten sich schon früh mit der Fremde, bzw. dem Fremdsein auseinandersetzen.
Die Erinnerung an die Kindheit ist auch immer eine Abstraktion und Konstruktion der Geschehnisse. Man erinnert sich ein Leben lang an die Dinge die waren und schreibt seine eigene Geschichte immer wieder neu.

Die Erinnerung ist somit auch die subjektive Niederschrift des eigenen Lebensweges.

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