Auf den Lyriknachmittag waren wir schon gespannt. Zwar
hatten sich unsere Gehirne in den letzten Tagen wie Schwämme mit Literatur vollgesogen
und die Ausnahmebereitschaft verringert, dennoch schien ein wenig Lyrik eine
willkommene Abwechslung zu den sonstigen Prosavorträgen.
Olga Martynova, die beim Gespräch über die Kindheit
bereits ihre deutsche Prosa vorgetragen hatte, las nun ihrer auf Russisch
verfassten Gedichte, die danach von Elke Erb auf Deutsch gelesen wurden.
Olga Martynova zwitscherte etwas von Tschwirik und
Tschwirka, deren Bedeutung wir trotz deutscher Übersetzung nicht erahnen
konnten. Waren sie nun Fabelwesen, oder Vögel, oder ganz etwas anderes. Auf
jeden Fall hatten sie scheinbar etwas
mit der Zeit, dem Krieg und generell mit dem Leben zu tun.
So wenig fassbar Martynovas Gedichte schienen, so
unfassbarer war die musikalische Untermalung (erneut von Fritz Moßhammer). (An
dieser Stelle möchten wir uns jeglichen Kommentaren entziehen.)
Elke Erbs Gedichte gestalteten sich nicht weniger
verwirrend, wir waren aber der allgemeinen Meinung, dass es sicherlich
einfacher und verständlicher wäre, hätte man ihre Gedichte vor sich auf einem
Blatt. In jedem Falle ist Erbs Lyrik für den Leser bestimmt ergiebiger, als für
den Zuhörer.
Zuletzt las Ludwig Hartinger, der leider am Tag zu vor in
der Schreibwerkstatt seine Rolle als Moderator etwas missinterpretiert hatte.
Hartinger las auf Slowenisch und auf Deutsch aus seiner
Gedichtsreihe Kehrwasser.Seine Gedichte sind leise und schärfen denn Sinn. Wir fühlten uns in seiner metaphernreichen und bildhaften Poesie zuhause und ließen uns für eine Weile auf den Wellen der Worte treiben.
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